3 Tage Paris Teil 1: Portraits und ein wenig Storytelling

Lesezeit: ca. 15 Minuten

Für viele ist es die Stadt der Liebe, der großen Boulevards und der ikonischen Sehenswürdigkeiten. Doch für Renato, und mich war klar: Wir wollten eine andere Seite der Stadt sehen. Drei Tage Zeit, drei Tage voller intensiver Begegnungen, abseits des Eiffelturms und der touristischen Routen.


Auf der Suche nach Gesichtern und Geschichten

Sony A7cII 35 f1.4GM Paris

35mm f1.4

Unsere Mission war klar: wir wollten Menschen treffen, ihre Geschichten spüren und besondere Gesichter porträtieren, die etwas mehr erzählen. Nicht die glänzenden Fassaden interessierten uns, sondern das Leben, das sich dahinter davor und darunter verbirgt.

24mm F1.4

Sony A7cII 24mm f1.4GM Paris

24mm f1.4


Begegnungen in der Metro

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris Metro

35mm f1.4

Besonders die Metro wurde für uns zu einem kleinen Mikrokosmos der Stadt. Hier begegnet man Paris in seiner ganzen Vielfalt. Die Kleidung und der Stil der Pariser ist unglaublich faszinierend. Die Stadt der Mode ist tatsächlich eines der vielen Klischees. Aber es stimmt: Immer wieder hatte ich das Gefühl, als würden Menschen direkt vom Laufsteg in die Metro treten. Elegant, individuell und mit einer Selbstverständlichkeit, die nur Paris ausstrahlt. Viele Begegnungen blieben flüchtig. Andere wiederum führten zu Gesprächen, aus denen Porträts entstanden, die genau das festhalten, was wir suchten.

Sony A7cII 24mm f1.4GM Paris

24mm f1.4

Ich finde, das Bild lebt stark von Gegensätzen und subtiler Symbolik. Wir sehen einen Mann, vermutlich obdachlos, der auf einer Bank in der Metro liegt. Ein Ort des Transits, aber für ihn wohl auch Zuflucht und temporärer Schlafplatz. Neben ihm prangt ein riesiges Werbeplakat, das eine ganz andere Welt zeigt: eine Luftaufnahme von einem Strand, das weite Meer, darin der Schatten eines Flugzeugs. Ein Versprechen von Ferne, Urlaub, Freiheit, Wohlstand. Doch während die Werbung eine glänzende Welt verspricht, bleibt seine Realität die der Großstadt, des Überlebens am Rand der Gesellschaft. Das Bild macht für mich die Kluft zwischen den Illusionen des Konsums und der harten Wirklichkeit jener, die ausgeschlossen sind sichtbar. Dass der Kopf des Mannes in die Richtung dieses Plakats zeigt, wirkt fast wie ein stiller Kommentar. Der Mann liegt buchstäblich neben dem Traum vom Reisen, aber er bleibt für ihn unerreichbar.



Die Frau mit der Katze

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris Metro Katze

35mm f1.4

Manchmal sind es die unerwarteten Momente, die sich unauslöschlich ins Gedächtnis einprägen. An einer Haltestelle stieg eine junge Frau in die Metro ein, und ich traute meinen Augen kaum: Auf ihrem Rücken saß eine kleine Katze. Ganz ohne Leine, ohne Tasche, ohne jede Befestigung. Einfach so, als gehöre dieser Platz selbstverständlich ihr. Neugierig und fasziniert lief ich sofort zu ihr, während die Metro schon wieder in Bewegung geriet. Das Ruckeln der Bahn, das Dröhnen der Schienen und die lauten Stimmen ringsum schienen die Katze nicht im Geringsten zu stören. Gelassen und mit wachen Augen schaute sie umher, als sei sie längst daran gewöhnt, die Stadt auf diese Weise zu erkunden.

Für einen kurzen Moment wurde die hektische Metro zu einem stillen Raum der Verwunderung. Menschen sahen hin, lächelten und ich spürte dass dies einer jener kleinen Augenblicke war, die unsere Reise so besonders machen. Ich hielt meine Kamera hoch, die Frau nickte zustimmend und ich machte ein paar sehr nahe Bilder.

Sony A7cII 24mm f1.4GM Paris Metro

24mm f1.4

Wir saßen den beiden gegenüber, als sie sich über unsere Kameras unterhielten, die wir offen trugen damit wir jederzeit schnell reagieren konnten, wenn sich eine spannende Szene ergab. Der Mann rechts im Bild, dessen namen ich mir nicht gemerkt hatte, war Videofilmer, wie sich im laufe des gerade entstandenen Gesprächs herausstellte. Renato tauschte social Media Infos aus und fragte gleich nach einem Portrait. (sobald Renatos Blogpost online ist, verlinke ich ihn, damit ihr sein Bildergebnis sehen könnt)

Sony A7cII 24mm f1.4GM Paris Metro Hund

24mm f1.4

In der Metro saß ich einer Frau gegenüber, die ihren kleinen Chihuahua fest im Arm hielt. Der kleine Hund wirkt auf mich fast zerbrechlich, gleichzeitig aber aufmerksam und neugierig. Direkt neben ihr klebte auf dem Fenster ein Warnhinweis: „Je monte avec, je descends avec“„Ich steige mit ein, ich steige mit aus“. Eine Aufforderung, die eigentlich für Gepäckstücke gedacht ist, aber in diesem Moment schien sie wie eine stille, fast poetische Anmerkung zu der Szene. Ein Schnappschuss, der nicht nur das Tier, sondern auch den besonderen Humor des urbanen Alltags in Paris festhält.

Le Marais

In einem der stilvollsten Viertel von Paris beginnt unser Morgen mit einem besonderen Frühstück. Paris und seine kulinarische Vielfalt sind beeindruckend: Die Bäckereien und Pâtisserien laden mit ihren Auslagen zum Verweilen ein, der Duft von frischem Gebäck liegt in der Luft und macht deutlich, warum die Stadt für ihre Esskultur weltberühmt ist.

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris Candid

35mm F1.4

Ihr Blick in Richtung Kamera ist durchdringend. Der Pfannenwender wirkt wie ein Messer, das sie in der Hand hält. Es verleiht der Szene eine merkwürdige Mischung aus Bedrohlichkeit und skurriler Entrücktheit.

Das verliebte Paar

Ich hatte mir gerade ein Croissant geholt, während Renato damit beschäftigt war, auf eine Frau zu warten, die er unbedingt porträtieren wollte. In diesem Moment fiel mir ein junges Paar auf: Hand in Hand liefen sie zügigen Schrittes die Straße hinab, so sehr in sich und ihre Welt versunken, dass sie alles um sich herum zu vergessen schienen. Ich hinterher, und sie liefen wirklich schnell. Außer Atem sprach ich sie schließlich an, machte ihnen Komplimente und erzählte, wie wunderbar ich es fand, sie so verliebt und glücklich durch Paris gehen zu sehen. Ich erklärte das ich ein Straßenfotograf aus Deutschland bin, und auf der Suche war nach genau solchen Momenten. Sie schauten sich kurz an, lächelten…. und sagten ja. Ich erklärte ihnen in wenigen Worten, was ich mir vorstellte, und machte dann eine kleine Serie von Bildern. Zum Abschied schenkte ich den beiden noch mein Leporello. Wir verabschiedeten uns herzlich, und als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie sie, immer noch Händchen haltend, hinter der nächsten Straßenecke verschwanden.

Ein paar Tage später schrieb mir Charles, der junge Mann, eine Nachricht. Ich konnte ihm die Bilder zuschicken – und er freute sich riesig darüber. Seine Worte rührten mich sehr:

“It looks so great 🥰 Thank you very much! Photos well received, thank you again so much! We are so lucky to have run into you that day!”

Für mich war es einer dieser wunderbaren Momente, in denen die Kamera eine Begegnung möglich macht, die ohne sie vielleicht nie stattgefunden hätte.

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Love, Couple, Fashion

35mm f1.4

Der Mann am Café

Ein weiteres Porträt entstand an einem Café, wo ein älterer Mann saß. Schon von Weitem fiel er mir auf: das weiße Haar, die markante Brille die ihm fast eine theatralische Erscheinung verlieh. Sein Stil und seine Ausstrahlung machten sofort klar: Dies war jemand, der kein Problem damit haben würde, fotografiert zu werden. Also sprach ich ihn an. Für einen Moment zögerte er, als wolle er sich erst überreden lassen. Dann aber schenkte er mir ein leichtes Lächeln sagte: OK You can Do it!. Es war dieses kurze Innehalten, das dem Porträt für mich eine besondere Tiefe gibt als hätte er den Moment bewusst an sich herangelassen.

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris Portrait Fashion

35mm f2.8

Liebe überall

An einer Straßenecke begegnete mir ein wunderschöner Moment: Ein Paar lief aufeinander zu, und als sie sich trafen, umarmten sie sich so innig, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. Dann folgte ein leidenschaftlicher Kuss dieser Moment grhörte nur ihnen. Ein Augenblick, der die Hektik der Straße für einen Moment vergessen ließ. Zum Glück konnte ich diesen Moment mit meiner Kamera einfangen und für immer festhalten.

Sony A7cII 24mm f1.4GM Paris Love, Candid, Streetphotography

24mm f1.4

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Love

35mm f1.4

35mm f2.8

35mm f1.4

Ein strahlendes Portrait

Ein weiteres Portrait, entstand als Renato gerade an einer sehr spannenden Storytelling Szene arbeitete: Ich sah in der ferne einen Mann mit hellem Hut und einem charakterstarken Gesicht. Ich musste mal wieder ein wenig schneller laufen um ihn einzuholen, da er gerade kurz vor mir die Straße überquerte. Als ich ihn ansprach, willigte er sofort ein. Sein Lächeln war entwaffnend, seine Augen strahlten vor Wärme und Lebensfreude. Er hatte es zwar eilig aber er nahm sich die Zeit für mich und schenkte mir ein paar Sekunden für eine kurzePortraitserie. Ich machte mehrere Bilder, jedes einzelne funktioniert für mich. Am Ende habe ich mich dann für dieses Bild entschieden:

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Portrait

35mm f2

Begegnungen in La Goutte d’Or

Mitten in den Straßen von La Goutte d’Or fiel mir eine Frau auf. Sie trug ihr Kind auf dem Rücken, und ihre Kleidung war farbenfroh, ausdrucksstark, voller Charakter. Ich fragte sie, ob ich ein Bild von ihr machen dürfe. Doch sie schüttelte den Kopf, lehnte freundlich, aber bestimmt ab. Also ging ich weiter.

Plötzlich sprach mich ein großer, kräftiger Mann an. Ob ich gerade versucht hätte, die Frau mit dem Kind zu fotografieren, wollte er wissen. Ich erklärte ihm, dass sie nicht wollte – und war schon im Begriff weiterzugehen. Doch er ging zurück zu ihr und fragte direkt: Warum nicht? Er ist Künstler aus Deutschland, sagte er. Er sprach mit ihr eine ganze weile, ich verstand jedoch das Gespräch zwischen den beiden nicht. Doch die Frau blieb bei ihrer Entscheidung, und er respektierte das. Als er zurückkam, sah er mich an und sagte in gebrochenem Deutsch: Dann mach ein Portrait von mir! Ich war überrascht, dass er Deutsch sprach – und noch mehr, als er mir erzählte, dass er fast ein dreiviertel Jahr in Karlsruhe gelebt und gearbeitet hatte. Verrückt, wie klein die Welt manchmal ist. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein, zückte die Kamera und sagte: I come closer for a better portrait.

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Portrait

35mm f1.4

Das mache ich immer so denn ich liebe es, auch Portraits mit 35mm zu fotografieren. Die Nähe, die dabei entsteht, macht das Bild für den Betrachter unmittelbarer, greifbarer, fast körperlich spürbar. Ich machte drei, vier Bilder. Dann gab ich ihm meine Visitenkarte und sagte, er solle mir einfach schreiben, ich würde ihm das Bild gern schicken. Bis heute habe ich nichts von ihm gehört. Aber ich habe mir fest vorgenommen, all meine Paris-Porträts auszudrucken und bei meiner nächsten Reise mitzunehmen.

Die junge Fotografin

Wir liefen weiter, als mir eine junge Frau mit Kopftuch auffiel. Ihr Gesicht wirkte durch das Tuch besonders präsent. Sie war gerade dabei, mit ihren Freundinnen ein Auto auszuladen. In der Hand hielt sie eine Kamera mit Teleobjektiv.

Neugierig kam ich näher, und wir kamen ins Gespräch. Als ich sie fragte, ob ich ein Porträt von ihr machen dürfe, zeigte ich ihr mein Leporello. Ihre beiden Freundinnen eilten herbei. Begeistert blätterten sie durch die Bilder. "These pictures are from you?" fragte eine von ihnen… "WOW!"

Die beiden wollten sofort fotografiert werden. Ich ließ sie einfach auf dem Radweg auf mich zugehen, in Bewegung wirkt alles natürlicher. Sie liefen wie Models, völlig mühelos. Erst danach machte ich das Porträt, das ich ursprünglich im Kopf hatte: das der jungen Fotografin mit Kopftuch.

Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Portrait

35mm f1.4

35mm f1.4

35mm f1.4

Auch renato gab seine Kontaktdaten weiter und bekam von den 3en ein fantastisches Feedback für sein Portfolio

Im “afrikanische Viertel”, so haben Renato und ich diesen Stadtteil fortan genannt, hatten wir noch so einige Begegnungen. Alle aufzuzählen würde hier jedoch den Rahmen sprengen. Ein letztes Portrait von dort, habe ich jedoch noch für euch.

35mm f1.4

Der BOSS

Wir kamen an einem kleinen Gemischtwarenladen vorbei. Direkt davor, mitten auf dem Gehweg, saß ein Mann in einem alten Bürostuhl – entspannt, souverän, als gehöre ihm die ganze Straße. Er wirkte wie der ungekrönte Chef des Viertels. Ein kleines Detail bestätigte meine Vermutung: Auf seinem Hemdkragen stand in dicken Buchstaben der Schriftzug einer der bekanntesten Modemarken. BOSS.

35mm f1.4

La Goutte d’Or war für uns einer der intensivsten Orte dieser Reise. Laut, lebendig, direkt. Aber auch voller Begegnungen auf Augenhöhe. Hier ging es nicht um das perfekte Zusammenspiel von Licht und Schatten, perfekte Kompositionen oder spektakuläre Kulissen. Sondern um Nähe, Respekt und echte Momente.

Ich habe viel gesehen, viel gefühlt und vor allem: viel gelernt. Über das Fotografieren, über Menschen, über Schubladen und auch über mich selbst. Für den Rest des Abends war ich voller Gedanken. All die Begegnungen, Gesichter und Geschichten wollten erst einmal sacken. Obwohl wir noch viel gesehen haben, konnte ich an diesem Abend kaum weiteren Bilder mehr machen. Mein Kopf war voll, mein Blick satt.

Am nächsten Morgen war alles wieder klar. Ich war ausgeruht, wach und motiviert, weiter Bilder zu machen, weiter Geschichten zu entdecken. Es war bereits unser letzter Tag in Paris.


Sony A7cII 35mm f1.4GM Paris, Dog

35mm f1.4

Nebel über dem Platz

Am letzten Tag kamen wir an einen Platz, der sofort eine besondere Atmosphäre verströmte. Aus kleinen Düsen im Boden stieg feiner Wasserdampf auf und legte sich wie ein Schleier über den Ort. Der Nebel schwebte in der warmen Luft, ließ Umrisse verschwimmen, Menschen auftauchen und wieder verschwinden, als befände man sich in einem Traum. Kinder rannten lachend hindurch Radfahrer und Hundebesitzer hatten auch ihren Spaß. Silhouetten kreuzten sich, verschwanden im Dunst. Die Szenerie war geheimnisvoll, fast filmisch. Für einen Moment stand die Zeit still und ich verweilte mindestens eine halbe Stunde an dem Ort um verschiedene Perspektiven zu testen. Paris zeigte sich noch einmal von einer völlig anderen Seite.

35mm f11

DAS MODEL

Auf der anderen Straßenseite fiel mir eine Frau sofort ins Auge. In dunkler, lässiger Kleidung und mit einer großen schwarzen Sonnenbrille lief sie parallel zu mir auf eine Ampel zu. Ihre Haltung, ihre Ausstrahlung – alles an ihr wirkte selbstbewusst und stark. Ein Model, dachte ich sofort.

Als sie die Straße überquerte, sprach ich sie an und fragte nach einem Porträt. Ohne Zögern willigte sie ein. Gemeinsam gingen wir ein Stück um die Ecke, unter die Markise eines Ladens, damit die grelle Mittagssonne keine störenden Spiegelungen in ihrem Gesicht hinterließ. Dort, im weichen Schatten, entstand ein Porträt, das ihre Ausstrahlung perfekt einfing.

35mm f1.4

35mm f1.4

Damit schließe ich meinen ersten Blogpost zum Thema Paris Portraits und Storytelling ab. Es war eine Reise voller Begegnungen, intensiver Momente und Geschichten, die ich so schnell nicht vergessen werde.

Im nächsten Teil, den ich in den kommenden Tagen veröffentlichen werde, nehme ich euch mit auf eine klassische Reisereportage durch Paris.


Wenn euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über eure Kommentare, Gedanken und natürlich auch, wenn ihr den Blogpost liked oder teilt.

Kamera & Objektive

Wir waren beide mit der Sony A7cII und diesen Objektiven unterwegs:

14mm f1.8 GM

24mm f1.4 GM

35mm f1.4 GM

35mm f2.8 Zeiss

85mm f1.8

Bei mir sind rund 90% der Bilder mit dem 35mmf1.4 und dem 24mmf1.4entstanden. Ich denke, das ich die anderen Objektive hätte zuhause lassen können.


Sobald Renato´s Blogpost online ist, verlinke ich ihn hier. Bis dahin könnt ihr euch seine Webseite anschauen:


Zwischen Bratwurstduft und Eulenflug

Ich war als Fotograf beauftragt, das Hoffest der Agrargenossenschaft Niedersynderstedt - etwa eine halbe Autostunde entfernt von Weimar, zu dokumentieren.

Als “Städter” hatte ich gewisse Vorstellungen, vielleicht sogar Vorurteile vom Landleben. Aber was ich an diesem Tag erlebte, war keine Kulisse, kein Heimatfilm-Klischee, sondern echte Gemeinschaft. Offen, organisiert, herzlich und voll kleiner, starker Szenen, die ich mit der Kamera festhalten durfte.

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Love is in the Air

Liebe liegt in der Luft: manchmal leise, manchmal laut. Als Streetphotograph sehe ich es als meine Aufgabe, diese Momente einzufangen, bevor sie verfliegen. Sie sind ein Gegenentwurf zur Anonymität, ein Innehalten im Strom der Bewegung. Und vielleicht, ganz vielleicht, ein kleiner Beweis dafür, dass uns die Menschlichkeit nicht verloren gegangen ist.

Dieses Bild entstand in der Nähe einer S-Bahn-Station. Ich hatte die Idee schon länger im Kopf: ein verliebtes Paar, eingefangen im Lichtkegel eines großen Lichtschachts, während hinter ihnen das rastlose Leben der Stadt in Bewegung verschwimmt. Als ich die beiden entdeckte, sprach ich sie gezielt an. Ihre Körperhaltung, ihre Nähe zueinander: das war genau das, was ich suchte. Ich führte sie an die Stelle, an der das Licht präzise fiel. Ein klar definierter, fast theatralischer Spot auf dem Boden. Ich erklärte dem Paar meine Idee und bat sie, für einen kurzen Moment still zu stehen. Mit einer Langzeitbelichtung ließ ich den Hintergrund verschwimmen. Die vorbeifahrenden Straßenbahnen lösten sich in Bewegung auf, zogen helle Schleier durch das Bild. Doch das Paar blieb scharf, klar, still. Ein Kontrast zwischen Rasanz und Ruhe, zwischen anonymer Stadt und Intimität. Es ging mir darum, ein Gefühl sichtbar zu machen: dass Liebe selbst inmitten urbaner Hektik einen eigenen Raum schafft: wenn man hinschaut und diesen Raum bewusst gestaltet.

Liebe ist mehr als ein Kuss

Wenn wir an Liebe im öffentlichen Raum denken, fallen uns vielleicht zuerst Paare ein, die sich umarmen oder küssen. Doch Liebe hat viele Gesichter. Ich sehe sie auch im Blick einer Mutter, die ihr Kind auf dem Arm trägt, in der Fürsorge zweier älterer Menschen, die sich gegenseitig stützen, oder in der Geste, wenn jemand einem Fremden die Tür aufhält – ganz ohne Erwartung.

Streetphotography lebt von der Beobachtung. Von der Fähigkeit, im scheinbar Banalen das Besondere zu erkennen. Wenn ich durch die Straßen ziehe, versuche ich nicht nach der spektakulärsten Szene zu jagen, sondern offen zu bleiben für das, was sich zeigt. Und immer wieder ist es Liebe, die sich wie ein leiser Unterton durch die urbane Kulisse zieht.

Zwischen Nähe und Distanz

Liebe im öffentlichen Raum ist auch ein Spiel mit Grenzen. Was zeigen wir? Was verbergen wir? Was geschieht im Schutz der Anonymität der Großstadt. Und was trauen sich Menschen nur dort, wo sie glauben, unbeobachtet zu sein?

In meinen Fotografien versuche ich, diese Spannung einzufangen. Es geht nicht um das voyeuristische Beobachten, sondern um das ehrliche Interesse am Menschen. Um Empathie. Um Respekt. Und um die stille Anerkennung dessen, was Liebe im Alltag bedeutet – gerade dort, wo sie nicht inszeniert, sondern gelebt wird.

Weitwinkel statt Weichzeichner. Wandel in der Fotografie?

Lesezeit cirka 15 Minuten


Kapitel

  1. Vom 85mm zum 24mm: eine persönliche Entwicklung

  2. Der Blickwinkel macht den Unterschied

  3. Nähe schafft Emotion

  4. Klassische Porträtbrennweiten: 50mm & 85mm in der Geschichte

  5. Wandel der Bildästhetik: Street Photography als Einfluss

  6. Nicht mehr nur ein Trend: Elopement Wedding Photography

  7. Weitwinkel & Social Media: Eine neue Bildsprache

  8. Fazit: Der neue Standard

  9. Ein Blick nach vorn: Erste Schritte mit 14mm


Lange Zeit war in meinem fotografischen Umfeld klar: Wer Porträts macht, greift zum 50mm oder 85mm. Diese Brennweiten galten, und gelten vielerorts noch, als „die Porträtbrennweiten“. Auch ich habe jahrelang fast ausschließlich damit gearbeitet. Der Bildlook: klassisch, schmeichelnd, mit weichem Bokeh und viel Abstand zum Motiv. Doch in den letzten Jahren hat sich meine Bildsprache stark verändert, und mit ihr auch meine Objektivwahl.

Ich arbeite heute fast ausschließlich mit 24mm und 35mm Festbrennweiten, vor allem mit dem Sony 24mm f1.4 GM, dem Sony 35mm f1.4 GM und für unterwegs auch sehr gern mit dem kompakten Sony 35mm f2.8 Zeiss. Warum ich das tue? Weil ich näher ran will. Weil ich Nähe spüren will. Weil ich echte Momente zeigen will – und weil ich finde, dass diese Brennweiten genau das möglich machen.

Das Sony 24f1.4 GM war in vielerlei Richtung Wegweisend. So kompakt und leicht mit wunderbar weichem Bokeh, und dabei schon bei f1.4 rasiermesserscharf bis in die Ecken. Das gab es in dieser Kombination bisher nicht. Mittlerweile hat Sigma nachgezogen und ein ähnlich gutes Objektiv zu einem günstigeren Preis auf den Markt gebracht. Allerdings ist es etwas schwerer und größer.


Der Blickwinkel macht den Unterschied

Der vielleicht offensichtlichste Unterschied liegt im Bildausschnitt: Mit 24mm oder 35mm bekomme ich mehr Kontext ins Bild. Das Umfeld der porträtierten Person wird zum Teil der Geschichte. Die Umgebung rahmt nicht nur das Gesicht ein, sie erzählt mit. Das ist besonders wertvoll bei Reportagen, Hochzeiten oder dokumentarischen Projekten, bei denen es um mehr geht als nur um ein schönes Lächeln und perfekte Proportionen.

35mm f2.8

24mm f2.8

Vor allem das 35mm hat sich für mich als wahres Arbeitstier etabliert. Es ist nah genug für intime Momente, aber weit genug, um Raum zu zeigen. Und genau da liegt für mich der Reiz: Der Betrachter hat das Gefühl, wirklich dabei zu sein. Die Bilder wirken unmittelbarer, authentischer, manchmal sogar roher – im besten Sinne.

35mm f1.4

35mm f2


Nähe schafft Emotion

Ein weiterer großer Vorteil der kurzen Brennweiten ist die physische Nähe, die sie beim Fotografieren erfordern. Ich kann nicht „aus der Ferne“ mit einem 85mm auf einen Moment warten. Ich muss dabei sein. Ich bin mittendrin – und diese Nähe spüren auch die Menschen vor meiner Kamera. Das verändert die Dynamik des Shootings: Aus einem distanzierten Porträt wird ein echtes Miteinander.

Das bedeutet natürlich auch, dass ich bewusster mit Verzerrungen umgehen muss – besonders beim 24mm. Aber genau das gefällt mir: Ich arbeite aktiv mit der Perspektive, mit Linien und Flächen, mit Nähe und Raum. Die Bilder bekommen dadurch eine visuelle Spannung, die ich bei klassischen Porträts oft vermisse.

35mm f2.8

35mm f2

35mm f1.4

24mm f1.4

35mm f2.8

35mm f2

24mm f1.4

24mm f1.4


Ein Blick zurück – und ein Wandel in der Gegenwart

Historisch gesehen dominierten in der Porträtfotografie lange Zeit die klassischen Brennweiten 50mm und 85mm. Die Tendenz hin zu weitwinkligeren Brennweiten in der Porträtfotografie ist ein verbreitetes Phänomen, vor allem in den letzten 10–15 Jahren. Besonders in der dokumentarischen Hochzeitsfotografie, der Street- und Editorialfotografie kann man eine bewusste Abkehr von den klassischen „Schönzeichnern“ wie 50mm und 85mm hin zu Brennweiten, die mehr Nähe, mehr Kontext und mehr Unmittelbarkeit ermöglichen beobachten.

Moderne und Kompakte Vollformatkameras hat jeder Kamerahersteller im Programm. Die für mich schönste und unauffälligste ist für mich die Sony Rx1r Serie. Mit ihrem fest verbauten 35mmF2 Objektiv und dem extrem guten 42MP Sensor gelingen fantastische Aufnahmen. Dabei ist die Kamera geradezu winzig, und stellt in sachen Größe und Gewicht Rekorde auf. Leider wurde der Verkauf der Premiumkamera mittlerweile eingestellt, auf einschlägigen Gebrauchtbörsen werden aber immernoch Preise von mehr als 2500€ verlangt. Ein Nachfolger soll wohl irgendwann 2025, 2026 kommen oder aber nie … denn:

Die A7c Reihe von Sony ist ähnlich kompakt wie die legendäre RX1r, besitzt ebenfalls einen großen Vollformat-Sensor (je nach Modell bis zu 24, 33 oder 61 Megapixel) bietet jedoch die möglichkeit des wechselns der Objektive. Der bessere Autofokus und moderne funktionen wie KI-Objekterkennung erleichtern die Arbeit mit der Kamera und ermöglichen es dem Fotografen sich voll und ganz auf das Motiv und die Bildgestaltung zu konzentrieren.

Warum dieser Wandel?

  1. Ästhetischer Zeitgeist: Die Sehgewohnheiten haben sich verändert. Wir leben in einer Zeit von Storytelling, Authentizität und dokumentarischer Bildsprache. Weitwinkel unterstützt genau das. Es reißt die Wand zwischen Fotografierenden und dem Motiv ein.

  2. Technischer Fortschritt: Moderne Weitwinkelobjektive wie das Sony 24mm f1.4 GM oder das Sigma 35mm f1.4 DG DN sind optisch so gut korrigiert, dass man sich keine Sorgen mehr über übermäßige Verzeichnung machen muss – bei offener Blende ist das Bokeh weich und die Abbildungsleistung gestochen scharf.

  3. Soziale Medien & Nähe: Viele Fotograf*innen wollen heute eine visuelle Nähe erzeugen, die sich auf kleinen Screens genauso gut „anfühlt“ wie gedruckt – auch das fördert kürzere Brennweiten.

35mm f2

35mm f1.4

28mm f2

35mm f2

Klassische Porträtfotografie: Die Ära der 50mm und 85mm

Historisch gesehen waren 50mm und 85mm tatsächlich die Go-to-Objektive vieler legendärer Porträtfotografinnen und Portraitfotografen. Hier ein paar Beispiele:

  • Richard Avedon: Er arbeitete häufig mit einem 85mm Objektiv, besonders für seine ikonischen Studio-Porträts. Die Brennweite ermöglichte ihm, klassische Nähe zu schaffen, ohne zu verzerren.

  • Steve McCurry: Der Magnum-Fotograf ist berühmt für seine Arbeiten mit einer Nikon und dem 85mm – z. B. für das legendäre Porträt des „Afghan Girl“.

  • Annie Leibovitz: Auch sie nutzte über Jahrzehnte hinweg primär klassische Porträtbrennweiten wie 85mm – besonders bei ihren aufwendig inszenierten Editorial-Porträts.

Und heute?

Viele zeitgenössische Fotografinnen und Fotografen, besonders in der Hochzeits- und Lifestylefotografie, nutzen heute bevorzugt 35mm, 28mm oder gar 24mm:

  • Fer Juaristi (Wedding): Sehr dynamische Bildsprache mit 24mm–35mm, bewusst aus der Bewegung heraus fotografiert.

  • Peter McKinnon (Lifestyle & Portrait): 35mm ist seine "everything lens", wie er es selbst nennt.

  • Tyler Rye (Elopement Photography): Viel 24mm/35mm, weil der Kontext der Landschaft eine große Rolle spielt.

Ich finde das die klassische Bildsprache von 50mm/85mm zunehmend durch eine direktere, emotionalere Ästhetik ersetzt wird. Die Grenzen zwischen Porträt, Reportage und Editorial verwischen, und kürzere Brennweiten unterstützen genau das.

35mm f2

35mm 0,3 Sekunden


Der Einfluss der Street Photography auf unsere heutige Bildsprache

Ein wesentlicher Grund für den Wandel hin zu weitwinkligeren Brennweiten – nicht nur in der Porträtfotografie, sondern allgemein in der dokumentarischen und reportagestarken Bildästhetik liegt in der Prägung durch die klassische und moderne Street Photography. Die Nähe zum Geschehen, das ungestellte Moment, das Zusammenspiel von Mensch und Umgebung all das sind Prinzipien, die heute immer mehr auch in Hochzeitsreportagen oder redaktionellen Porträts auftauchen. Viele visuelle Codes, die wir heute auf Instagram oder in Magazinen sehen, gehen auf die Pionierarbeit einiger bedeutender Fotograf*innen zurück:

  • Henri Cartier-Bresson (50mm): Mit seiner Leica und dem legendären 50mm-Objektiv gilt er als Vater des „entscheidenden Moments“ („decisive moment“). Seine Bilder sind nie rein porträthaft, sondern zeigen Menschen im Kontext – mit Betonung auf Licht, Linien und Timing. Obwohl er häufig mit 50mm arbeitete, ist sein Einfluss auf die visuelle Nähe und Intimität, die heute durch 35mm oder 24mm entsteht, kaum zu überschätzen.

  • Joel Meyerowitz (35mm): Einer der ersten, der konsequent mit Farbe arbeitete und dabei das 35mm-Objektiv nutzte, um mitten im Leben zu stehen. Seine Bilder kombinieren komplexe Kompositionen mit ruhiger Beobachtung. Er steht für eine neue visuelle Offenheit, für Ordnung im Chaos und für eine Street Photography, die sowohl intuitiv als auch durchdacht ist.

  • Vivian Maier (35mm): Ihre Rolle als unentdeckte Chronistin des Alltags wurde erst posthum gewürdigt. Sie arbeitete mit einer Rolleiflex (Mittelformat, eher klassische Bildwirkung), aber ihre Nähe zu Menschen und ihre Perspektive aus der Hüfte wirken unglaublich modern. Ihre Arbeit zeigt eindrücklich, wie sehr Umgebung und Subjekt miteinander verbunden sind – ein zentrales Element in der heutigen Weitwinkelfotografie.

  • Robert Capa (35mm): Der Satz „If your pictures aren’t good enough, you’re not close enough“ stammt von ihm – und ist im Grunde das Credo der Weitwinkelfotografie. Capa arbeitete oft mit 35mm und ging mit der Kamera mitten ins Geschehen. Seine Kriegsfotografie zeigt, wie körperliche Nähe visuelle Dringlichkeit erzeugt – ein Prinzip, das viele heutige Fotograf*innen in zivileren Kontexten (Hochzeit, Reportage, Alltag) adaptieren.

  • Saul Leiter: Zwar ein Sonderfall, aber für die heutige Bildästhetik enorm prägend. Leiter arbeitete oft mit Teleobjektiven, aber seine Kompositionen – mit Reflektionen, Farbflächen, zerschnittenen Formen – prägen viele Instagram-Feeds bis heute. Er bewies, dass Street Photography auch leise und poetisch sein kann. Sein Einfluss auf den visuellen Mut zur Unvollständigkeit ist groß.

  • Alex Webb (28mm & 35mm): Meister des komplexen Weitwinkels. Seine Bilder zeigen mehrere Ebenen gleichzeitig – Farben, Licht, Körper, Bewegung. Seine Ästhetik ist chaotisch und präzise zugleich, voller Dynamik. Viele heutige Hochzeits und Eventfotografen/fotografinnen lassen sich bewusst oder unbewusst von seinem Stil beeinflussen.

  • Bruce Gilden (28mm & 35mm): Berüchtigt für seine radikale Nähe, oft mit Blitz und 28mm direkt ins Gesicht der Menschen. Seine Street Portraits sind konfrontativ, gnadenlos direkt. Auch wenn sein Stil polarisiert, zeigt er, wie Weitwinkel eine enorme Wucht entfalten kann. Gilden bringt einen Aspekt ins Spiel, der heute auch in sozialen Medien eine Rolle spielt: Authentizität, Direktheit, manchmal auch Provokation.

Viele Fotografinnen und Fotografen von heute arbeiten bewusst oder intuitiv, in dieser Tradition: Sie stehen in der Fußgängerzone mit einem Weitwinkel statt am Studioblitz mit einem Tele. Und das hinterlässt Spuren: auch in der Bildästhetik.

35mm f5.6

24mm f1.4

24mm f1.4

35mm f8

35mm f2.8

35mm f2.8

35mm f2

35mm f2.8

35mm f2

35mm f5.6

35mm f2

28mm f2

24mm f1.4

24mm f1.4

35mm f1.4


Nicht mehr nur ein Trend: Elopement Wedding Photography

Elopement Photography hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Nicht nur als Reaktion auf pandemiebedingte Einschränkungen, sondern als bewusste Entscheidung vieler Paare für ein intimes, persönliches und oft naturverbundenes Hochzeitserlebnis. Dabei geht es nicht mehr um große Bühnen oder aufwändige Inszenierungen, sondern um Authentizität, Spontaneität und Nähe. Sowohl emotional als auch physisch.

Dieser Wandel zeigt sich auch in der Bildsprache. Viele Elopement-Fotografinnen und Fotografen setzen gezielt auf Weitwinkelobjektive, wie 24mm oder 35mm, um nicht nur das Paar, sondern auch die Umgebung, das Licht und die Atmosphäre in die Erzählung einzubeziehen. Der enge Kontakt, das Gefühl des „Dabeiseins“ und das Erzählen in Kontexten statt in klassischen Portrait-Isolationen wird durch diese Brennweiten möglich.

Während früher 50mm oder 85mm als Standard für Hochzeits- und Porträtfotografie galten, auch wegen ihrer schmeichelnden Perspektive und des beliebten Bokehs, hat sich die Elopement-Fotografie ganz bewusst von dieser Ästhetik entfernt. Statt weicher Hintergrundunschärfe geht es heute oft um raumgreifende Bildkompositionen, expressive Lichtstimmungen und dynamisches Storytelling. Fotografinnen wie The Foxes, Breeanna Lasher oder Daniela Vallant zeigen eindrücklich, wie kraftvoll diese neue Weitwinkelästhetik sein kann.

Auch ich merke, wie sehr mich dieser Stil inspiriert. Die Nähe, die ich mit 24mm oder 35mm in Porträts herstellen kann, das Gefühl direkt dabei zu sein passt perfekt zu einer intimen Erzählweise, wie sie die Elopement-Fotografie heute verkörpert.


Weitwinkel & Social Media: Eine neue Bildsprache

Instagram, TikTok & Co. haben den Wunsch nach Echtheit, Nähe und Storytelling beschleunigt. Die visuelle Ästhetik der sozialen Medien ist geprägt von Schnelligkeit, Präsenz und unmittelbarer Emotionalität – und genau das liefern 24mm und 35mm auf der Kameraebene. Der „saubere“, weichgezeichnete 85mm-Look wirkt im Feed oft zu inszeniert, zu glatt – während ein leicht verzerrtes, offenes 35mm-Bild mit echter Interaktion oder spontaner Geste mehr erzählt und näher wirkt.

35mm F1.4

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24mm f1.4

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Ein neuer Standard

Natürlich haben 50mm und 85mm ihre Berechtigung. Gerade wenn es um klassische Beauty-Porträts oder Headshots geht, sind sie oft die bessere Wahl. Aber sie schaffen eben auch Distanz – räumlich wie emotional. Wer sich nach einer moderneren, dokumentarischeren Ästhetik sehnt, sollte die weitwinkligeren Alternativen nicht scheuen.

Ich empfinde 24mm und 35mm längst nicht mehr als „ungewöhnlich“ für Porträts, sie sind mein neuer Standard. Sie ermöglichen eine Bildsprache, die näher, mutiger und erzählerischer ist. Sie zeigen nicht nur, wie jemand aussieht, sondern auch, wo er ist, was ihn umgibt, was er fühlt.

Und genau das macht für mich heute ein gutes Porträt aus.

Die heutige Bildästhetik liebt das Unmittelbare. Und genau das liefern 24mm und 35mm – nicht glatt, sondern echt. Nicht distanziert, sondern mittendrin. Vielleicht ist das keine Revolution, aber definitiv ein leiser, stetiger Wandel in der Art, wie wir Menschen fotografieren.

Brennweite: 135mm. Man sieht die Distanz

Näher dran: mit 35mm wirkt die Person näher und greifbarer


Noch ein Schritt weiter: Erste Experimente mit 14mm

Ganz neu wage ich mich gerade noch weiter in den Weitwinkelbereich vor. Seit Kurzem sammle ich erste Erfahrungen mit dem Sony 14mm f1.8 GM, ein echtes Spezialobjektiv, das sowohl technisch als auch gestalterisch neue Herausforderungen mit sich bringt. Die Möglichkeiten, die sich damit eröffnen, sind enorm, aber sie brauchen Zeit. Zeit für Experimente, für das richtige Motiv, für den richtigen Moment. Ich bin gespannt, wohin diese Reise führt. Später im Jahr werde ich einen eigenen Blogpost dazu schreiben, über Perspektivverzerrung, kreative Freiheit und die Frage, wie weit man beim Porträt eigentlich gehen kann. Das wird spannend!


Literatur zum Thema

Brennweiten & Bildgestaltung

  • Michael Freeman: Der fotografische Blick
    Klassiker über Bildkomposition, Perspektive und visuelle Sprache. Hilfreich für das Verständnis, wie Weitwinkel Bildinhalte beeinflusst.

  • David duChemin: Within the Frame
    Fokus auf Storytelling, Kontext und bewusste Gestaltung.

  • Chris Marquardt: Weitwinkelfotografie

    Mit informativen Texten undpassenden Fotos zeigt der Autor die Vorzüge und Tücken der Weitwinkelfotografie.

Porträt- und Street Photography

  • Bruce Gilden: Facing New York
    Extrem nah dran, konfrontativ. Ein Lehrstück in mutiger Bildsprache, meist mit Weitwinkel.

  • Joel Meyerowitz: How I Make Photographs
    Persönlicher Einblick in Meyerowitz’ Umgang mit Licht, Farbe und Brennweiten.

  • Henri Cartier-Bresson: The Mind’s Eye
    Essays über visuelles Denken, Timing und Komposition. Besonders für den dokumentarischen Aspekt relevant.

  • Saul Leiter: Early Color
    Ein poetischer Zugang zur Street Photography mit 35mm.

35mm F2

Portrait vor der Haustür

Manchmal entstehen die besten Bilder, wenn man sie am wenigsten erwartet.

Ich war gerade auf dem Heimweg, nur noch ein paar Meter von meiner Haustür entfernt, als ich ihn sah: einen Mann mit einem auffälligen Hut, gekleidet wie ein Freiheitskämpfer aus der Zeit Che Guevaras – mit Jacke, markanter Ausstrahlung und einem Bart, der sofort ins Auge fiel.

Instinktiv fuhr ich rechts ran, sprang aus dem Auto und lief ihm hinterher. Als ich ihn einholte, sprach ich ihn auf Englisch an – irgendwie fällt es mir leichter, Fremde in einer anderen Sprache anzusprechen, …auf Englisch.

Er war zunächst skeptisch, sah mich ein wenig ungläubig an. Doch dann zeigte ich ihm mein Leporello, in dem einige meiner besten Straßenporträts zu sehen sind. Ich erklärte ihm, wie spannend ich seine Erscheinung fand, den Hut, die Kleidung, sein ganzes Wesen.

Ein kurzer Moment der Stille, dann ein leichtes Nicken. Er willigte ein und ich durfte ein paar Fotos machen.

Die Zeit war knapp, ich wollte ihn nicht lange aufhalten. An meiner Kamera war das 135mm Objektiv montiert, also musste ich ein paar Schritte zurücktreten, um den richtigen Abstand für das Porträt zu bekommen.

Er trug eine Jacke, auf der ein kleiner Aufdruck wie ein Namensschild zu sehen war: „Jah Love“ stand darauf. Dieser Schriftzug stammt aus der Rastafari-Kultur und bedeutet so viel wie „Gottes Liebe“. „Jah“ ist die Kurzform von „Jahweh“, dem biblischen Namen für Gott. „Jah Love“ steht für eine spirituelle Lebenshaltung: für Respekt, Mitgefühl, und eine tiefe Verbundenheit mit allem Leben. Diese Botschaft passte perfekt zu seiner Erscheinung. Wie ein stilles Statement, das seine Ausstrahlung noch verstärkte.

Das ganze ist jetzt ungefähr einen Monat her. Ich habe diesen Mann seitdem nie wieder gesehen. Er hat sich leider nicht bei mir gemeldet. Für den Fall, dass ich ihm noch einmal begegne, habe ich ein gedrucktes Bild von ihm immer in meiner Fototasche dabei.

Manchmal genügt ein einziger Moment. Direkt vor der eigenen Haustür. Und manchmal hofft man, dass dieser Moment irgendwann eine Fortsetzung findet.

...mal wieder in Wetzlar #3

Etwa 4 Jahre ist es her, dass wir das letzte Mal hier zu Besuch waren. Das Hauptquartier des deutschen Traditionsherstellers aus Hessen, der sogenannten LEICA-Welt, mit seinen Galerien, führungen durch Ausstellungen, den Stores usw. zog uns mal wieder in seinen Bann.

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Ein magischer Abend unter Polarlichtern

Normalerweise verbindet man Polarlichter mit den nördlichen Regionen der Erde, doch an diesem besonderen Abend war alles anders. In unseren Breitengraden, in der Mitte Deutschlands, ist es extrem selten dieses Naturphänomen zu erleben. Dass ich überhaupt losgezogen bin, habe ich Michael Paech (Link zu Instagram), einem befreundeten Fotografen zu verdanken, der mich überreden konnte, mitzukommen. Ehrlich gesagt: Anfangs hatte ich überhaupt keine Lust. Die Vorstellung von einer kalten Nacht unter freiem Himmel war so verlockend wie eine kalte Dusche im Winter – und das freiwillig. Zumal ich am nächsten Morgen Frühschicht hatte…Im Nachhinein war ich jedoch mehr als froh, meinen inneren Schweinehund überwunden zu haben.

Polarlichtjägerinnen und Sternenfotografie

Vor Ort waren Micha und ich ich nicht allein. Am See wartete bereits Constanze Kempa (Link zu Flickr) auf uns, eine Natur-, Landschafts,- & Polarlichtfotografin. Es war faszinierend, wie viel sie über dieses natürliche Lichtspiel erzählen konnten. Ihre Leidenschaft und ihr Wissen steckten mich an, und ich begann, das ganze Erlebnis mit anderen Augen zu sehen. Polarlichter entstehen, wenn geladene Teilchen der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen und diese zum Leuchten bringen. Was normalerweise unsichtbar bleibt, zeigt sich in diesen seltenen Momenten in grünen und violetten Schleiern. Als wir unsere Stative auf einem kleinen Steg aufbauten, gesellte sich eine weitere Fotografin zu uns. Rebekka Lorz (Link zu Instagram) wusste auch sehr viel über Polarlichter und machte diese Nacht alle Bilder mit ihrem Smartphone.

Ein See als perfekte Kulisse

Der See war perfekt, weil wir die Polarlichter nicht nur am Himmel, sondern auch als Spiegelung im Wasser festhalten wollten. Eine wirklich magische Kulisse, die für noch intensivere Bilder sorgen sollte. Die Wasseroberfläche war nahezu glatt, sodass die Reflexionen der grünen und violetten Lichter wie ein zweiter Himmel wirken sollten, so war der Plan. Allerdings ging der nicht so auf wie ich es mir erhofft hatte, denn die Spiegelung kam nicht so gut rüber wie geplant. Dennoch war ich bereits am Anfang sehr beeindruckt von den tollen Farben am Himmel.

Polarlichter mit bloßem Auge sichtbar

Am meisten erstaunt war ich jedoch darüber, dass die Polarlichter mit bloßem Auge sichtbar waren. Ich hatte immer gedacht, sie seien nur auf Kameradisplays wirklich zu erkennen. Doch an diesem Abend tanzten die Lichter klar und deutlich vor uns über den Himmel. Ein Moment, der sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hat.


Timelapse

Irgendwann kam ich auf die Idee, ein Video des Naturschauspiels zu machen. Da ich sowas noch nie vorher gemacht hatte, wusste ich anfangs nicht wie ich das anstellen soll. Allerdings ist die Bedienung der kleinen Sony A7cii nahezu selbsterklärend. Für Timelapsevideos gibts nen extra Schalter: Jetzt nur noch übers Display die Auslösezeit der jeweiligen Bilder einstellen. Fertig. Total Easy!

Polarlichter Timelapse

Fazit: Ein Abend, der bleibt

Manchmal muss man sich einfach überwinden, um besondere Erlebnisse zu sammeln. Hätte Micha nicht so beharrlich überredet, wäre mir dieses Naturwunder entgangen. Polarlichter in unseren Breitengraden zu erleben und zu fotografieren – das war wirklich einzigartig. Dieser Abend hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Kamera zu packen, rauszugehen und der Natur zu vertrauen. Sie hält die schönsten Überraschungen bereit. Und ja, ein bisschen Zähneklappern gehört manchmal einfach dazu.

Ein besonderer Dank geht an Constanze für ihre vielen Tipps rund um das Fotografieren dieses Naturschauspiels. Ich freue mich schon jetzt auf ein weiteres Treffen. Vielleicht ja beim nächsten Kälteabenteuer – mit Thermoskanne und doppelt so vielen Socken.

Ein Bild mit rotem Nachthimmel

Ein besonderer Dank geht an Constanze, nicht nur für dieses Bild, sondern auch für ihre vielen Tipps rund um das Fotografieren dieses Naturschauspiels. Ich freue mich schon jetzt auf ein weiteres Treffen. Vielleicht ja beim nächsten Kälteabenteuer – mit Thermoskanne und doppelt so vielen Socken.


Hier ein paar Bilder der anderen aus der Gruppe:

Lichter im Nebelmeer: Die Stadt bei Nacht

Es ist eine dieser Nächte, die einen besonderen Zauber versprühen. Der Nebel hängt dicht über den Straßen, und die Lichter der Stadt verschwimmen in einem mystischen Schleier. Genau auf diesen Moment habe ich gewartet, um die geheimnisvolle Atmosphäre einzufangen. Ausgestattet mit der zwei Objektiven – einem 135mm für dichte, konzentrierte Ausschnitte und einem 16mm für effektvolle Langzeitbelichtungen – mache ich mich auf, durch die Stadt zu streifen.

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Über den Dächern der Stadt: Das Taubenhaus in Weimar-Nord

Lesezeit: ca. 12 Minuten

In Weimar-Nord steht ein bemerkenswertes Projekt, das sich den oft missverstandenen Stadtbewohnern widmet: den Stadttauben. Am Taubenhaus kümmert sich ein engagiertes Team der Stadttaubenhilfe Weimar um die Tiere, die zwar zum Stadtbild gehören, aber oft als Störfaktor und Krankheitsüberträger verkannt werden. Melissa Böhme, Vorstandsmitglied der Stadttaubenhilfe Weimar, erzählt im Interview über die Aufgaben und Herausforderungen ihrer Arbeit, den Nutzen des Taubenhauses und die Wünsche für die Zukunft des Projekts.

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Das Taubenhaus wird mehrmals pro Woche  von einem sogenannten „Taubenwart“ betreut. Dieser kümmert sich um die Versorgung und Pflege der Tiere und stellt sicher, dass die Umgebung sauber und die Tauben gesund bleiben. Böhme erklärt: „Im Taubenhaus werden die Futterrinnen und Wasserglocken regelmäßig aufgefüllt, die Nistzellen gesäubert und gelegte Eier gegen Attrappen ausgetauscht.“ Der Eiertaustausch ist eine wesentliche Maßnahme, um die Taubenpopulation zu kontrollieren, ohne die Tiere zu gefährden. Durch diesen artgerechten Eingriff kann das Stadtleben für alle Beteiligten harmonischer gestaltet werden, indem das unkontrollierte Nisten und Brüten eingeschränkt wird.

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Das Taubenhaus selbst bietet den Tieren Schutz und Nahrung, sodass sie nicht gezwungen sind, auf Balkonen, Dachrinnen und in Innenhöfen Unterschlupf zu suchen. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass die Belästigung und Verschmutzung in diesen Bereichen verringert wird. In Weimar gibt es derzeit drei solcher Taubenhäuser – eines in Weimar-Nord, eines am „mon ami“ und eines in Weimar-West. Das Konzept eines Taubenhauses mag für Außenstehende vielleicht ungewöhnlich wirken, aber es hat viele Vorteile. „Durch das Taubenhaus können wir die Tauben aus den Wohnbereichen in ein kontrolliertes Umfeld bringen,“ erläutert Böhme. Die Tiere erhalten hier ein sicheres Zuhause und die Möglichkeit, sich artgerecht aufzuhalten, während ihre Population kontrolliert wird. Ein Taubenhaus lenkt die Tauben an einen festen Ort und beugt so vor, dass sie unkontrolliert auf Balkonen oder in Innenhöfen nisten.

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Zusätzlich erlaubt die zentrale Versorgung, die Gesundheit der Tiere besser im Blick zu behalten. Wenn eine Taube krank ist oder eine Verletzung hat, kann sie schnell behandelt werden. „Viele Menschen denken, Tauben übertragen Krankheiten, aber das ist ein Irrglaube. Tauben verbreiten nicht mehr Krankheiten als streunende Katzen oder andere Wildvögel“, klärt Böhme auf. Böhme selbst kam zur Stadttaubenhilfe, als sie eine verletzte Taube fand und sich fragte, wie sie dem Tier helfen könnte. Nach einer Recherche fand sie die Stadttaubenhilfe Weimar und entschied sich, ehrenamtlich beizutreten. „Ich merkte schnell, wie wichtig die Arbeit der Stadttaubenhilfe ist und dass dringend Hilfe gebraucht wird“, sagt sie. Ehrenamtliches Engagement bildet das Rückgrat des Projekts, denn ohne die Zeit und Mühe der freiwilligen Helfer wäre die Versorgung der Tiere nicht möglich. Das Engagement bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Helfern“, so Böhme. „Gerade weil es sich um ein Ehrenamt handelt, haben alle nur begrenzt Zeit, und zusätzliche Unterstützung ist immer willkommen.“

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Neben der regelmäßigen Betreuung der Taubenhäuser übernimmt das Team der Stadttaubenhilfe auch Einsätze in der Stadt: „Wir bekommen oft Anrufe von Anwohnern, die Taubennester auf ihren Balkonen oder in Innenhöfen melden. Dann versuchen wir, die Eier gegen künstliche Attrappen auszutauschen, um eine übermäßige Population zu verhindern,“ erklärt Böhme. In der Arbeit mit den Tauben entwickeln die Helfer oft eine enge Bindung zu den Tieren, und jede Taube hat ihre eigene Geschichte. So erzählt Böhme von „Elektra“, einer Taube, die über Monate hinweg am Weimarer Bahnhof beobachtet wurde und immer wieder humpelnd gesehen wurde. Trotz vieler Versuche gelang es dem Team lange nicht, das Tier einzufangen, bis es schließlich am Tag der Landtagswahlen durch Zufall glückte. „Wir nannten sie Elektra, weil es am Wahltag war“, erinnert sich Böhme. Aufgrund ihrer Verletzungen musste Elektra operiert werden, und heute lebt sie in der „Handicap-Voliere“ der Stadttaubenhilfe, wo sie ihren Lebensabend in sicherer Umgebung verbringen kann.

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Für die Zukunft wünscht sich die Stadttaubenhilfe Weimar einen weiteren Taubenschlag in Weimar-Nord. „Wir merken, wie gut das Konzept funktioniert und wie positiv sich das Taubenhaus auf den Stadtteil auswirkt. Mit einem weiteren Taubenhaus könnten wir noch mehr Tauben betreuen und den Menschen helfen, die unter den Verschmutzungen leiden,“ sagt Böhme. Neben dem Platz für ein weiteres Taubenhaus ist die Organisation dringend auf Spenden angewiesen, um die Versorgung der Tauben zu finanzieren. „Wir haben eine Amazon-Wunschliste, aber auch Geldspenden sind willkommen, da wir uns ausschließlich über Spenden finanzieren,“ erklärt Böhme. Die Stiftung Wohnen Plus , auf deren Gebäude der Taubencontainer Steht, unterstützt das Projekt in Weimar-Nord finanziell und Logistisch, betont Böhme.

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Die Flugklappe bei einem Taubenhaus dient dazu, den Tauben kontrollierten Zugang zum Taubenhaus zu ermöglichen und den Raum zu schützen. Sie funktioniert wie eine Art „Einbahnstraße“: Die Tauben können ins Taubenhaus hineinfliegen, aber die Klappe verhindert, dass Fressfeinde, wie Greifvögel oder Ratten, Zugang erhalten.

Eine Flugklappe hilft zudem bei der gezielten Populationsteuerung. Zum Beispiel können Helfer durch temporäres Schließen der Klappe verhindern, dass neue Tauben in das Haus einziehen oder die bereits vorhandenen Tauben herausfliegen. Besonders bei Neuzugängen kann es sinnvoll sein, die Flugklappe geschlossen zu halten, bis die Tiere sich an das neue Umfeld gewöhnt haben.

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Die Arbeit der Stadttaubenhilfe Weimar zeigt, wie viel Engagement und Fürsorge das Leben in einer Stadt bereichern können. Durch den Einsatz des Teams haben die Stadttauben nicht nur einen sicheren Ort, sondern auch die Bewohner Weimars profitieren von weniger Verschmutzungen und einer besser kontrollierten Taubenpopulation. Das Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus Tierliebe und Ehrenamt etwas Sinnvolles entsteht, das das Stadtbild prägt und das Leben in Weimar noch lebenswerter macht.

 

Für die Bilder kam die Sony A7cII und die A9 zum Einsatz. Objektive: Viltrox 16mm f1.8 & Sony 24mm F1.4GM

 

Unterstützung für die Stadttaubenhilfe: (LINKTREE)


Ich bedanke mich nochmals bei Frau Böhme dafür, das sie sich die Zeit für das Interview genommen hat. Ein Auszug dieses Interviews wird in der Ausgabe 3/2024 des NordMAGAZIN erscheinen.


Tauben als Symbol

Taubenportraits